Palmare Hyperhidrose - Handschweiß

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Hyperhidrose und Erythrophobie


- Überreaktionen des sympathischen Nervensystems -



Palmare Hyperhidrose - Handschweiß


Palmare Hyperhidrose

Erscheinungsbild

Die palmare Hyperhidrose ist eine Störung, die durch eine sehr starke bis extreme Schweißbildung an den Händen gekennzeichnet ist. In den meisten Fällen betrifft diese Form der Hyperhidrose typischerweise auch die Füße, daher auch als palmo-plantare Hyperhidrose bezeichnet. Die Intensität der Schweißabsonderung spannt von mäßig verstärkter Feuchtigkeit bis hin zu profusem Abtropfen der Handflächen, mit Tröpfchenbildung entlang der Finger und an den Fingerkuppen. Das Schwitzen mag durchwegs vorhanden sein,
Palmar hyperhidrosis
häufiger beobachtet man aber anfallsartige Schweißausbrüche, die bereits durch geringen psychischen Stress ausgelöst werden können. Höhere Außentemperaturen begünstigen in der Regel das Aufkommen dieser Attacken; daher nimmt der Zustand für Viele in der warmen Jahreszeit zu. Nachts bleiben die Hände meist trocken, da das sympathische Nervensystem sich in dieser Phase auf ein niedriges Aktivitätsniveau einpendelt. Die meisten Betroffenen leiden nicht nur unter nassen, sondern auch kalten Händen. Die Ursachen dafür sind einerseits die Überaktivität des sympathischen Nervensystems, das auch zu einer Engerstellung der Gefäße und damit zu einer Abnahme der peripheren Durchblutung führt, andereseits wird durch die Verdunstung des Schweißes an der Handoberfläche der darunterliegenden Haut Wärmeenergie entzogen, wodurch diese gekühlt wird. Bei manchen werden die Hände dabei blaurot.

Vorkommen und Verlauf

In der Bevölkerung leiden etwa 1% unter Schweißhänden, die schweren Fälle machen ungefähr ein Fünftel davon (ca 0.2%) aus. Charakteristisch für die klassische Form der palmo-plantaren Hyperhidrose ist ihr Beginn bereits in der Kindheit oder in der Pubertät, im Gegensatz zu anderen Formen der Hyperhidrose welche in der Regel erst ab dem frühen Erwachsenenalter auftreten. Nicht selten erscheinen die ersten Zeichen sogar im Kleinkindesalter, meist fällt das übermäßige Schwitzen aber erst beim Schulkind auf, wenn die nassen Hände zunehmend Schwierigkeiten beim Schreiben und anderen manuellen Tätigkeiten bereiten. In der Pubertät kommt schließlich auch die psychische Belastung hinzu, wenn der/die Jugendliche sich des "Handicaps" bewusst wird und demzufolge beginnt, das Problem möglichst zu verbergen, direkten Körperkontakt und am Ende Gesellschaft überhaupt zu meiden. Der Zustand bedingt häufig Einschränkungen in der Berufswahl, z.B. wegen der Schwierigkeiten, Papier und ähnliches Feuchte empfindliches Material zu hantieren, oder wenn die Tätigkeit einen ständigen Umgang mit Kunden oder Mitarbeitern erfordert, bei dem u.a. Händeschütteln zur notwendigen Routine gehört. Entgegen verbreiteter Auffassung verbessert sich der Zustand in der Regel nicht mit zunehmendem Alter, obgleich sich manche Betroffenen irgendwann an den Zustand "gewöhnen" und ihre Lebensgewohnheiten daran anpassen.

Ursachen

Diese Form der Hyperhidrose ist in ihrem typischen Erscheinungsbild in der Regel genetischen Ursprungs, selten durch zugrundeliegende Krankheiten, wie neurologische Störungen, bedingt. Über 25% der Betroffenen haben in der Familie Mitglieder, welche ebenso unter starker Schweißbildung leiden.

Abklärung

Bei der klassischen palmo-plantaren Hyperhidrose erübrigt sich in der Regel eine Abklärung: für eine eindeutige Diagnose genügt meist die Leidensgeschichte (früher Beginn in der Jugend bei einem ansonst völlig gesundem Individuum, charakteristische Lokalisation). Nur bei Ersterscheinung im Erwachsenenalter oder bei eindeutiger Assymmetrie ist eine Abklärung zum Ausschluss neurologischer oder anderer Erkrankungen notwendig.

Behandlung

Bei der Behandlung geht man in der Regel stufenweise vor, wenngleich die Erfahrung lehrt, dass schwere Formen der Hyperhidrose kaum ohne chirurgische Maßnahmen zu beherrschen sind.

  • Antitranspirantien:
    Lösungen auf der Basis von Aluminiumchlorid sind an den Händen wegen der relativ dicken Hautschicht meist weniger wirksam als beispielsweise in den Achselhöhlen. Jedenfalls sollte das Produkt abends aufgetragen werden, damit es während der schweißfreien nächtlichen Phase in die Poren eindringen kann. Morgens abwaschen. Bei regelmäßiger Anwendung kann es nach einiger Zeit zu einer Verdickung der Hornschicht kommen, bei empfindlichen Personen sogar zu Hautreizung, welche ein Absetzen der Behandlung erforderlich macht.
  • Iontophorese:
    wirksame Alternative bei gering- bis mäßiggradiger Hyperhidrose, falls die Behandlung mit Antitranspirantien nicht zufriedenstellend wirkt. Erfordert regelmäßige Wiederholung der Behandlung (anfangs täglich 15-20 Minuten, danach je nach Ergebnis alle 2-7 Tage).
  • Chirurgie:
    Bei schwerer palmarer Hyperhidrose erzielt man durch einen Eingriff am sympathischen Nervensystem eine sofortige und in der Regel endgültige Heilung. Bei dem Eingriff (ETS - endoskopische transthorakale Sympathektomie) wird der Nerv im inneren des Brustkorbs mit minimal-invasiver Technik unterbrochen. Technik, Vor- und Nachteile sind im entsprechenden Kapitel beschrieben. Wichtig ist, dass bei der Behandlung des Handschweißes in den meisten Fällen ein Eingriff am sog. Ganglion Th3 genügt, da durch diese Methode Nebenwirkungen, wie z.B. das kompensatorische Schwitzen, in deutlich geringerem Maße in Erscheinung treten (die z.T. heute noch vielerorts übliche Operation am Ganglion Th2 ist mit deutlich höheren Risiken bezügl. Nebenwirkungen und Komplikationen verbunden und sollte wenn möglich vermieden werden).

Botulinum-Toxin (Botox, Dysport) kann zur Behandlung des Handschweißes aufgrund entscheidender Nachteile nicht empfohlen werden. Die Behandlung erfordert 40-80 Injektionen pro Hand, eine ziemlich schmerzhafte Prozedur, welche die Meisten nicht ohne Leitungsanästhesie (Blockade des Nervus ulnaris und medianus sowie Infiltration des oberflächlichen Asts des N. radialis in der Höhe des Handgelenk) oder intravenöser Regionalanästhesie ertragen. Die Substanz kann auch in oberflächliche Anteile der Handballenmuskulatur (Thenar - Daumenballen, Hypothenar - Kleinfingerballen) eindringen, welche dadurch oft teilgelähmt werden, was zu einer über ein paar Wochen andauernde Schwächung der Hand führen kann. Bei manchen Patienten wurde nach wiederholten Behandlungen eine dauerhafte Schwächung beobachtet, welche auch nach endgültigem Absetzen der Infiltrationen mit Botulinumtoxin bestehen blieb. Die Wirkung der Behandlung ist zudem oft unzureichend und lediglich über einen begrenzten Zeitraum (3-5 Monate) wirksam, was auf Dauer unzumutbare Kosten verursacht (für jede Hand wird je eine Ampulle benötigt, d.h. 100 UI Botox pro Hand).