Hyperhidrosis cranio-facialis - Gesichtsschweiß, Kopfschweiß

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Hyperhidrose und Erythrophobie


- Überreaktionen des sympathischen Nervensystems -



Kranio-Faziale Hyperhidrose - Kopfschweiß
Hyperhidrosis facialis - Gesichtsschweiß


alternate textAntonio Banderas in "Assassins"

Erscheinungsbild

Man rechnet dass von allen Menschen, die unter Hyperhidrose leiden, jeder zehnte dies im Kopfbereich erlebt.

Bereits bei geringer Temperatursteigerung oder leichter Anstrengung kommt es zu abnormen Schweißausbrüchen im Gesicht, besonders an der Stirn, im Schläfenbereich, nicht selten mit Ausbreitung in Haarboden und Nacken. Lokalisierte Sonderformen: Nasenflügel, Oberlippe, Frey Syndrom.
Die Schweißausbrüche sind für viele Betroffene eine große Belastung, insbesondere im Beruf. Sie glauben, nicht sicher genug auftreten zu können. Dieses Reflexgeschehen entwickelt sich häufig dahingehend, dass der Stress, den der Betroffene bei beginnendem Schweißausbruch empfindet, diesen zusätzlich verstärkt. Nicht selten kann dieser Zustand schließlich sogar ein Berufshindernis darstellen oder dazu führen, dass sich der Betroffene sozial isoliert.

Grundsätzlich handelt es sich wie bei anderen Formen der primären lokalisierten Hyperhidrose um eine zu empfindlich eingestellte zentrale Steuerung der Schweißdrüsen, was dazu führt dass bereits geringgradige Reize eine allzu massive Antwort von seiten des sympathischen Nervensystems auslösen und dadurch zu einer überproportionalen Ausschüttung von Schweiß führen. Bei vielen Betroffenen besteht eine familiäre Veranlagung. Erfahrungsgemäß kann man die Betroffenen jedoch in verschiedene Untergruppen einteilen:
  1. Personen welche extrem empfindlich auf Temperatursteigerungen reagieren. Bereits ein geringer Anstieg der Außentemperatur oder minimale Anstrengung lösen starkes Schwitzen am Kopf aus. Grund dafür ist ein nicht optimal eingestellter bzw. überempfindlich reagierender "Thermostat" im Hypothalamus (Hirnstamm). Übergewicht kann diese Neigung noch verstärken.
  2. Menschen die auf psychischen Druck und Aufregung, weniger jedoch aber auf Temperaturschwankungen reagieren.
  3. Eine Kombination der beiden beschriebenen Kategorien.

Behandlung

  • Antitranspirantien:
    Lösungen auf der Basis von Aluminiumchlorid sind im Gesicht nur mit Vorsicht aufzubringen. Eindringen in die Augen muss unbedingt vermieden werden. Die Gesichtshaut ist relativ empfindlich und kann zu Hautreizung führen, welche ein Absetzen der Behandlung erforderlich macht. Es empfielt sich, das Mittel zuerst an einer begrenzten Stelle aufzutragen, um die Reaktion der Haut zu testen, bevor damit größere Bereiche behandelt werden.
  • Botulinum-Toxin:
    kann im Gesicht eine sinnvolle Behandlungsmethode darstellen, wenn die zu behandelnde Oberfläche nicht allzu ausgedehnt ist. Die Quaddeln müssen sehr oberflächlich gesetzt werden, um ein Tieferdringen der Substanz in die Muskulatur der Mimik weitestgehend zu vermeiden. Achtung bei Injektionen in der Nähe der Augenhöhle: falls die Substanz zum Augenlid hin diffundiert, kann es zu einer Ptose (hängendes Augenlid) kommen, die erst nach einigen Wochen bis Monaten wieder abklingt.
    Besonders nützlich ist die Behandlung seltenerer Formen von fokaler Hyperhidrose im Gesicht, wo andere Behandlungsalternativen, inkl. chirugische Maßnahmen, häufig versagen oder nicht anwendbar sind: an Nasenflügel, Oberlippe oder beim s.g. Frey-Syndrom (beim Essen auftretende einseitige Schweißbildung an der Wange nach Verletzungen oder Eingriffen an der Ohrspeicheldrüse). Leider sind die Injektionen hier schmerzhafter als anderswo am Körper. Um eine Schwäche der Oberlippe zu verhindern müssen die Quaddeln sehr oberflächlich gesetzt werden.
  • Medikamente:
    Pharmaka in Tablettenform, die die Schweißdrüsen hemmen, können in einigen Fällen nützlich sein, wenn ihr Einsatz lediglich gelegentlich erforderlich ist. Es handelt sich nämlich um Produkte, welche Anticholinergika als aktiven Bestandteil enthalten, und wegen der Nebenwirkungen (Mundtrockenheit, Sehstörung, Verstopfung, Blasenschwächung) auf Dauer schwer verträglich sind. In bestimmten Situationen, wie z.B. bei Vorträgen, Kundengesprächen usw. können die Schweißausbrüche dadurch eingedämmt werden.
  • Iontophorese:
    für die Behandlung des Gesichts werden Schaumstoffmasken verwendet, die jedoch nur gut genässt eingesetzt werden dürfen, um Verbrennungen zu vermeiden. Diese Methode wird nur in sehr begrenzten Umfang angewandt. Bislang fehlt es auch an größeren Untersuchungen, die deren Wirkung im Kopfbereich und besonders im Haarboden belegen.
  • Chirurgie:
    Bei schwerer Hyperhidrose im Kopfbereich erzielt man durch einen Eingriff am sympathischen Nervensystem eine sofortige und in der Regel endgültige Besserung. Bei dem Eingriff (ETS - endoskopische transthorakale Sympathektomie bzw. ESB - endoskopische Sympathikusblockade) wird der Nerv im inneren des Brustkorbs mit minimal-invasiver Technik unterbrochen. Technik, Vor- und Nachteile sind im entsprechenden Kapitel beschrieben.
    Wichtig ist, dass bei der Behandlung des Kopfschweißes nur eine einzige Unterbrechung des Grenzstrangs im interganglionären Segment zwischen Th1 und Th2 gesetzt wird und dass zu diesem Zweck Titanclips (Klammern) verwendet werden (ESB), um den Nerv zu komprimieren. Im Falle von schweren Nebenwirkungen (kompensatorische Hyperhidrose, Kreislaufprobleme) kann die Klammer wieder entfernt werden, was zumindest eine partielle Wiederaufnahme der Funktion des Nerven ermöglicht. Aus diesem Grund wird von einer Durchtrennung des Nerven (ETS) abgeraten. Auf keinen Fall scheint es sinnvoll, mehrere Segmente zu unterbrechen oder gar ein Ganglion zu zerstören
    Erfahrungsgemäß gehen Patienten mit ausgeprägter Temperaturüberempfindlichkeit ein höheres Risiko ein, nach dem Eingriff eine kompensatorische Hyperhidrose zu entwickeln, als jene Gruppe von Patienten, für die psychische Anspannung der wichtigste Auslöser für die Schweißausbrüche ist. Man hat aus diesem Grunde vorgeschlagen (Lin-Telaranta), bei Patienten mit Kopfschweiß eine Unterbrechung des Grenzstrangs unterhalb von Th2 als ersten Schritt zu unternehmen. Die Wirkung scheint allerdings nicht ausreichend verlässlich (eigene Erfahrungswerte: >50% asymmetrische oder unzureichende Wirkung am Kopf, bzw. frühe Rückfälle). Daher bevorzugt der Author die beschriebene Neurokompression mit Clips (interganglionär zwischen Th1 und Th2). Mit einer Entfernung der Clips aufgrund extremen kompensatorischen Schwitzens nach ESB wegen temperaturabhängigem Kopfschweiß ist laut eigener Studie in 12.5% zu rechnen.